von Axel Fahl-Dreger, Sabine Hacke, Manfred Hitschfeld und Ralf Vogeding
1913 beschloss der Flecken Syke die Anlage einer kleinen Badeanstalt an der Hache in der Nähe des Friedeholzes. Das Ufer der Hache wurde dazu auf einer Länge von 20 m durch Beton befestigt. Die Badeanstalt an der Hache wurde bereits Ende Juli 1913 in Benutzung genommen.
Die Badezeiten waren folgende: 6-9 Uhr Männer, 9-11 Uhr Damen, 11-3 Uhr Kinder, 3-6 Uhr Damen und Mädchen, 6-9 Uhr Männer und Knaben. Es herrschte also ein streng nach Geschlechtern ausgerichteter Badebetrieb.
1925 kam es zum Bau einer privaten Badeanstalt durch Dr. med. Lohrig an gleicher Stelle. Der Flecken erteilte die Genehmigung zum Bau und gab sogar einen Zuschuss, der sicherstellte, dass die Syker Schulkinder unentgeltlich Schwimmunterricht erhalten konnten. „Ein Übelstand war anfangs das etwas moorige, der Hache entnommene Wasser. Durch eingetriebene Rohre wurde in der Nähe Quellwasser erschlossen. Dieses kristallklare Wasser wurde in einer Stauanlage erwärmt und floss dann aus einer Zisterne über einige Stufen ins Badebassin.“Die Gesamtanlage wurde später noch vergrößert. So erhielt Syke damals sein geradezu vorbildliches zwischen Waldrand und Wiesen idyllisch gelegenes Schwimmbad. Lohrig übernahm das schon vorhandene hölzerne Badehaus und legte das Becken in einem Halbrund an.
Ende der 1930er Jahre waren in den Syke umgebenden größeren Orten wie Bassum oder Twistringen Schwimmbäder entstanden, die den gestiegenen Anforderungen mehr gerecht wurden. Laut einem Schreiben des Syker Bürgermeisters an den Landrat des Kreises Grafschaft Hoya erschien 1940 die Lohrig’sche Privatbadeanstalt zu klein und mit seiner Ausdehnung nicht für sportliche Wettkämpfe geeignet. Er vermerkte, dass von Seiten der Stadt der Bau eines geeigneten Sport-Schwimmbades vorgesehen war. Weiter heißt es : „Ich muss mich daher sehr wundern , dass ich heute ein Schreiben von Dr. Lohrig erhielt, aus dem zu ersehen ist, dass Dr. Lohrig der Inhalt meines Schreibens mitgeteilt worden ist. Ich finde das sehr bedauerlich, da es aus naheliegenden Gründen bislang von mir peinlichst vermieden worden ist, die Pläne der Stadt vor ihrer Inangriffnahme an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, zumal Dr. Lohrig als Inhaber einer Badeanstalt selbstverständlich gar kein Interesse daran hat, vielmehr im Gegenteil der Errichtung einer Badeanstalt als Konkurrenzunternehmen ablehnend gegenüber stehen muss“.
Daraufhin verfasste Dr. Lohrig einen ausführlichen Bericht für den Landrat des Landkreises Grafschaft Hoya. Aus ihm geht u.a. hervor, dass das Schwimmbassin eine Durchschnittslänge von 36 m, eine Breite von 14 m, eine Oberfläche von 504 qm und eine größte Tiefe von 2,20 m, eine geringste Tiefe von 0,50 m hatte. Die Seitenwände bestanden aus Holzbohlen, die Bodenflächenim Nichtschwimmerteil aus Betonplatten, im Schwimmerteil aus festem Urboden. Schwimmer- und Nichtschwimmerteil waren durch Balkenmarkierung mit Warntafel getrennt. An den Bauten waren ein Wärterhaus, ein Kabinenhaus mit 22 Zellen, Wechselzellen mit Garderobe, ein Duschraum und eine Abortanlage mit Wasserspülung vorhanden. Den freiwilligen Rettungsdienst übernahmen ausgebildete Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Die Badezeiten gingen von 7 bis 21 Uhr. Weiter machte er sehr deutlich, dass, und dies stand im Gegensatz zum Sinn und Zweck anderer Freibäder, die Anlage keine Sportanlage, sondern eine Kuranlage sein sollte. Dennoch konnte Schwimmsport betrieben werden, da das Schwimmbassin eine 25 m Bahn, einen 2,5 m Sprungturm für Jugendliche sowie eine Anlage zur Erteilung von Schwimmunterricht an der Angel enthielt. Stolz verwies Lohrig darauf, dass die Schüler der Syker Schulen durchschnittlich zu 80 bis 90 % durch seine Badeanstalt Schwimmer geworden waren. „Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Benutzung der Anlage bedeutend ist. Die Besucherzahl ist sehr groß. Sie lag im letzten Sommer nur wenig hinter der bekanntgegebenen Besucherzahl eines modernen Sportschwimmbades in einer benachbarten Stadt. Sehr viel besucht wird die Anlage von Ausflüglern der nahen Großstadt Bremen und von Kurgästen, welche sich in Syke aufhalten“. Fazit: Man verzichtete auf den Bau eines Sportbades in Syke.
In den Nachkriegsjahren fielen umfangreiche Renovierungsarbeiten an, für die Lohrig beispielsweise 1951 einen Zuschuss von 500,- DM beantragte, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er die letzten drei Jahre mit einem Fehlbetrag von 522,86 DM abgeschlossen habe.
Im Jahre 1953 hatte das staatliche Gesundheitsamt sogar die Schließung aus hygienischen und sanitären, aber auch aus Unfallgefahrensgründen angedroht.
1954 kam es zu einem Vertrag mit der Stadt Syke, nach dem Dr. Lohrig mit Zuschüssen das Bad vollkommen umgestalten und den Erfordernissen der Zeit anpassen sollte.
1956 teilte Dr. Lohrig jedoch mit, dass er sich außerstande sehe, die zugesagten Verbesserungen vorzunehmen. Er bot der Stadt die Badeanstalt zum Kauf an. „Nach vielen Sitzungen und stürmischen Auseinandersetzungen kaufte die Stadt am 16.06.1956 die Lohrig´sche Badeanstalt in der Größe von 5863 qm (also ohne die anschließende Lohrig´sche Waldfläche) für 48.000 DM.
In den folgenden Jahren entstand unter der Leitung der Stadt bis 1959 ein vollkommen neues Bad, so wie es im Prinzip auch heute noch existiert. „Die morschen und unansehnlichen Umkleidekabinen wurden abgebrochen, das neue Badeanstaltsgebäude mit Umkleidekabinen, Nebenräumen und Bademeisterwohnung gebaut“.
1989 drohte die Schließung des Bades. Nach starken politischen Auseinandersetzungen wurde das Bad saniert. 12 Jahre später wollte die Stadtverwaltung erneut erhebliche Restaurierungsarbeiten nicht mehr bezahlen und das Bad ersatzlos schließen. Es kam zur Gründung eines Vereins zum Erhalt des Freibades. Mit Spenden und durch Eigenleistung konnte das Bad innerhalb weniger Wochen zu einem erheblich günstigerem Preis als von der Stadtverwaltung veranschlagt, wieder betriebsbereit gemacht und so kurz nach Beginn der Sommerferien 2001 geöffnet werden.
Nach Ansicht vieler ist dies aber keine Lösung auf Dauer, sondern nötig sei in Syke ein einheitliches Konzept für Hallen- und Freibad. Parteiübergreifend wird über eine Zusammenlegung von Hallen- und Freibad nachgedacht.
Genauso stürmisch wie die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um den Erhalt des Syker Freibades waren auch diejenigen um den Bau eines Hallenbades. Anfang der 1970er Jahre wurde der Hallenbadbau besonders von der SPD mit ihrem Bürgermeister Ferdinand Salfer an der Spitze propagiert, während die CDU dem gesamten Projekt sehr zurückhaltend gegenüber stand. Letztendlich kam es trotz erheblicher finanzieller Schwierigkeiten zu einem positiven Ratsbeschluss, so dass die ersten Badegäste 1975 ein Bad unter Dach nehmen konnten. Allerdings gab es nach einer Entscheidung des Verwaltungsausschusses keine öffentliche Einweihung. Man wollte sich zusätzliche Kosten sparen, da der Bau des Hallenbades immerhin eine Summe von 5 Millionen DM verschlungen hatte.